Die Sendung mit der Maus hat einen halbstündigen Film gemacht, der klar und kindgerecht erklärt was zwischen Tod und Bestattung passiert. Nicht nur für Kinder interessant und informativ. Und vielleicht die Grundlage für ein weiterführendes Gespräch. Die Sendung mit der Maus Spezial Hamster sterben, Großeltern sterben, die Familie zieht um und das vertraute Zuhause muss verlassen werden … Wir Eltern wollen unsere Kinder beschützen vor schmerzhaften Erfahrungen und werden daran scheitern, denn sie sind unvermeidlich. Es kommt aus meiner Sicht viel mehr darauf an, dass wir unseren Kindern zeigen, wie sie lernen können mit Verlusten umzugehen und dass dies nicht das Ende der Welt ist, auch wenn es sich im Moment so anfühlen mag. Der Schmerz des Kindes über den Tod des Hamsters erscheint uns Erwachsenen vielleicht als unangemessen – war ja nur ein Hamster. Für das Kind ist es aber eine ganz reale Verlusterfahrung – Frieda ist tot! Wir könnten einen neuen Hamster kaufen und den alten in den Müll werfen, wir könnten aber auch zusammen mit dem Kind beratschlagen, wie es weitergehen soll und einen Platz im Garten finden um Frieda zu begraben. Meine Erfahrung ist, dass Kinder oft ganz selbstverständlich wissen, was sie brauchen um sich zu verabschieden und wieviel sie sich zumuten können. Jugendliche erlangen mit den Veränderungen in der Pubertät eine andere Sicht auf das Leben und den Tod. Kleine Kinder stellen das Leben und den Tod nicht in Frage – es ist wie es ist und sie gehören dazu. Jugendliche begreifen, dass alles nicht so selbstverständlich ist. Sie lösen sich aus den Selbstverständlichkeiten der Kindheit und erleben sich als getrennt, von anderen, von der Familie, als eigenständige Personen. Ja, sie ringen darum als eigenständig und fast erwachsen wahrgenommen zu werden, mit eigener Meinung und eigenen Gefühlen. Auch der Tod, das letztendlich Trennende, wird als solches wahrgenommen, vielleicht als bedrohlich, vielleicht auch als attraktiv. Obercool wird mit dieser Bedrohung des eigenen Lebens kokettiert. Aber was ist, wenn ein Elternteil stirbt oder ein Mitglied der Peergroup? Welchen Abschied können Jugendliche zelebrieren? Vielleicht wollen sie zusammen abhängen und immer die eine Musik hören. Ich würde dann vorschlagen, dass sie noch ein Foto aufstellen und Erlebnisse sammeln, die sie mit ihrem gestorbenen Freund hatten. Welchen Raum können wir dafür zu Verfügung stellen? Welche Anregungen brauchen sie vielleicht? Wollen sie sich vielleicht gemeinsam, ohne Erwachsene, noch mal am Sarg versammeln? Als Erwachsene haben wir eine Verantwortung gegenüber den Kindern und Jugendlichen, ihnen altersgemäße Wege anzubieten und zu ermöglichen. Doch wie können wir das, wenn wir selbst kaum Erfahrung haben mit Tod und Abschied. Als wir selbst klein waren durften wir vielleicht nicht mit auf die Beerdigung von Oma, weil unsere Eltern uns schützen wollten, oder vielleicht auch sich selbst. Viele Eltern meinen, es sei besser, wenn ihre Kinder den Großvater oder die Großmutter so in Erinnerung behalten, wie er oder sie immer mit ihnen gespielt hat. Sie wollen den jungen Menschen den Anblick eines Toten ersparen, um sie vor bösen Träumen oder vor einem Schock zu schützen. Doch diese Gefahren bestehen in der Regel nicht. Kinder begreifen vom Tod stets so viel, wie ihr Alter es zulässt. Sie verstehen nur so viel, wie sie verkraften können. Auf der anderen Seite muten wir unseren Kindern jeden Tag unkontrolliert die Begegnung mit dem Tod in den Medien oder in Computerspielen zu. Derartige virtuelle Begegnungen übertreffen den realen Tod an Brutalität um Längen. Nichts ist für Kinder schlimmer als kein Abschied. Dann kann sich ein Trauma aufbauen, weil das Kind sich plötzlich verlassen, im Stich gelassen fühlt. Wir dürfen unseren Kindern den Tod und die vertrauten Toten nicht vorenthalten, weil wir Erwachsenen selbst unfähig sind, uns mit diesen Themen auseinander zu setzen, oder weil wir fälschlicherweise meinen, unsere Kinder schützen zu müssen. Eltern sollten auch in diesen Lebenssituationen Vorbildfunktionen übernehmen. aus: Lebendige Trauer von Jürgen Fliege und Fritz Roth, Ehrenwirt 2002 Persönliche Beratung und hilfreiche Bücher zu Verlust, Tod und Trauer im Erleben von Kindern und Jugendlichen in den Sie in der Berliner Buchhandlung Windsaat. Hier noch zwei Buchtipps von der Trauerbegleiterin Petra Hugo: „Kinder bei Tod und Trauer begleiten“, Konkrete Hilfestellungen in Trauersituationen, Hinderer / Kroth, Ökopatia Verlag, Münster 2005 Kinder brauchen Hilfestellungen, um mit Verlust umzugehen und die daraus resultierenden Ängste zu bewältigen. Die beiden Autorinnen geben dazu konkrete Anregungen: von der Elterninformation über die Aussprache im Kollegium bis hin zur gemeinsam gestalteten Trauerfeier. „Bunter Schmetterling und schwarzer Vogel“, Mit Kindern Abschied erleben, Edda Reschke, Lahn-Verlag, Limburg 1999 Abschied und Trauer – wer möchte Kindern dies nicht am liebsten ersparen? Doch Altes loszulassen, damit etwas Neues beginnen kann, gehört zu unserer Sozialisation; nur durch diese Abschiede finden wir unseren eigenen Weg. Die komplette Liste finden sie hier.Abschiede gehören zum Leben – auch für Kinder